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Systemische Universums-Aufstellungen: – Das Universum würde ja immer liefern, aber …

Es war eine Idee meines langjährigen Co-Seminarleiters Holger Merz. Er macht neben Coachings und diversen Trainings unter Anderem auch systemische Aufstellungen (ähnlich den bekannten Familienaufstellungen, nur dass man keine Familien aufstellt).
Irgendwann kam ihm die Idee, noch unausgelieferte Universumsbestellungen aufzustellen, um näher zu beleuchten, woran es im Einzelfall hängt, wenn manche Dinge nicht geliefert werden.

Ich fand die Idee klasse, aber gewagt, denn wer weiß, ob je etwas Sinnvolles dabei herauskommt ?!? Also veranstalteten wir auf die Schnelle einen Probetag mit Universumsaufstellungen. Dieser Tag hat alle Erwartungen von Holger und mir bei Weitem übertroffen und war hoch interessant für uns. Und dem Feedback nach zu urteilen, waren wir damit bei weitem nicht alleine … :))

Im Folgenden daher einige unserer interessantesten Erlebnisse und Erkenntnisse vom ersten Seminartag:

Der erste Aufsteller einer unausgelieferten Bestellung beim Universum hatte das Gefühl, dass er eine Blockade habe und deshalb würden seine Bestellungen, die eine Zeitlang wunderbar funktioniert haben, plötzlich überhaupt nicht mehr funktionieren. Es käme gelegentlich sogar das Gegenteil.
Wir stellten also auf: einen Stellvertreter für ihn, das Universum, seine Bestellung und die Blockade.

Kurz für die, denen Familien- oder sonstige Aufstellungen gar nicht bekannt sind: Der Betroffene wählt Personen aus, die er stellvertretend für das aufgestellte Thema oder die Person nach Gefühl im Raum platziert. Die aufgestellten Personen beschreiben dann, wie sie sich an dem Platz, der ihnen zugewiesen wurde, fühlen. Der Leiter der Aufstellung hat die Aufgabe durch Fragen, kleine Sprechrituale oder Umplatzierungen das Bild so zu verändern, dass es harmonisch wird und alle in der Aufstellung sich wohl fühlen. Den Rest muss man erlebt haben, man kann es eigentlich nicht erklären. Das Mystischste daran ist, zu sehen, wie regelrecht hellsichtig die aufgestellten Personen auf einmal werden und genau wissen, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt.

Im eben beschriebenen Fall beispielsweise wurde schon nach kurzer Zeit klar, dass die Blockade eigentlich der Verstand war und dass er nur deshalb in eine Blockade mutiert war, weil die Intuition fehlte. Der Betroffene hatte irgendwann aus lauter Begeisterung darüber, die Sache mit den Bestellungen und den geistigen Kräften endlich verstanden zu haben, nur noch seinen Verstand benutzt und die Intuition beiseite geschoben. Klar, dass nichts mehr funktionierte, denn der universelle Lieferservice erreicht uns nur über unsere Intuition.
Kaum wählten wir daher noch jemanden für die Intuition aus und integrierten diese wieder ins System, wurde alles klar und harmonisch.
Dass damit der Kern getroffen worden war, konnte man allein schon daran sehen, dass der Betroffene Tränen der Rührung und Freude in die Augen bekam. Er fühlte sich zu 100 Prozent erkannt und ertappt (der Betroffene sitzt, nachdem er alle aufgestellt hat, nur am Rand und beobachtet das Geschehen, er darf in der Regel nichts dazu sagen, bis es fertig ist).

Nun könnte man von außen sagen: „Na, das ist doch ganz klar, dass Verstand und Intuition gleich wichtig sind.“ Stimmt ja auch. Der Trick besteht aber darin, dass es nichts nutzt, dem Betroffenen das nur als Mentalkonzept zu unterbreiten. Er muss sehen und fühlen, wo er innerlich im Moment steht und muss dann emotional die Änderung miterleben. Nur dann wirkt es.
Wir (Holger und ich) haben natürlich um Feedback in ein paar Wochen gebeten, um zu sehen, ob sich wirklich die gewünschten Änderungen im Leben ergeben.

Die Aufstellung Nummer zwei war auch extrem interessant. Alle Hindernisse wie Sorgen und Zweifel wurden aus dem Weg geräumt und die Stellvertreterin hätte auf ihre Bestellung nur noch drauf zu zu stürmen brauchen. Sie wollte aber nicht, etwas in ihr sperrte sich. Sie wollte die Bestellung lieber aus der Ferne bewundern. An der Stelle ging ein Seufzer der Erkenntnis von der Betroffenen aus: Sie wolle zwar schon gerne das Bestellte haben, verriet sie uns, aber ihr falle gerade auf, dass sie auf keinen Fall die Verantwortung dafür übernehmen wollen würde, wenn es denn wirklich geliefert würde …

Ja, ja, das war sicher eine wertvolle Erfahrung für viele: Man bestellt Dinge, aber wenn das Universum sie wirklich liefert, muss man auch damit leben können und wollen mit allen Konsequenzen, die so eine Lieferung mit sich bringt. Das Universum ist großzügig, es war in dieser Aufstellung absolut lieferbereit, aber die Bestellerin selbst schob das Bestellte immer wieder weg, ohne zu merken, dass und warum sie es tat.

Genauso spannend Aufstellung Nummer drei: Es wurde die Bestellung aufgestellt, die Bestellerin (bzw. wie immer eine Stellvertreterin, die echte Bestellerin saß am Rand), ihre Zweifel, eine beteiligte Menschengruppe (symbolisiert durch eine Person) und das Universum. Alle aufgestellten Personen, außer dem Universum, waren erfüllt von starken Angstgefühlen. Das Universum war (wie übrigens fast immer) guter Dinge, kraftvoll, freundlich, geduldig und souverän. Als es gefragt wurde, wie es ihm so ginge, meinte es: Gut, aber es frage sich, was die Bestellerin mit dieser Bestellung zu tun hätte. Die beiden stünden in keinerlei Resonanz zueinander …
Alle waren überrascht. Nicht viel später stellte sich jedoch heraus, dass eine Alternativbestellung ins System gehörte und die alte Bestellung verabschiedete sich. Sie war einfach falsch hier und wollte gehen.
Die Betroffene verriet uns nach der Aufstellung, um was es ging und dass sie in der Tat etwas bestellt hatte, wovon sie gar nicht selbst überzeugt war und das vermutlich wirklich gar nicht zu ihr passte und das sie auch gar nicht wirklich haben wollte. Sie hatte es halt mal verstandesmäßig gegen ihr eigenes Inneres herbeibestellen wollen.
Sehr aufschlussreich. Wer sich da nicht alles drin wiederfinden kann …
Ich selbst kenne solche Fälle in meinem Leben gelegentlich auch. Wenn allerdings das Universum einen wirklich fordern will, dann liefert es trotzdem und man kann sehen, wie man damit zurechtkommt … :))). Uiuiui, da kann man mitunter ganz schön ins Schleudern kommen, wenn man sich selbst über- oder die Lieferkonsequenzen unterschätzt hat.


Es ging auch nach der Mittagspause so lehrreich weiter, wie es begonnen hatte: Die nächste Aufstellerin war so vereinnahmt von der Erwartungshaltung und den Ängsten ihrer Mutter, dass sie jede auftauchende Lieferung unfreundlich wieder wegschickte, weil die Mutter das so haben wollte.
Sie hatte die Mutter zwar ursprünglich gar nicht aufgestellt, aber die ganze Aufstellung führte sehr schnell und unmissverständlich zu diesem Ergebnis. Es war auch sonnenklar, dass das Universum immer wieder Lieferversuche startete und das Gewünschte ganz nah heranbrachte, aber immer erlaubte die Aufstellerin ihrer Mutter, dazwischenzufunken und die Bestellung wegzuschicken. Unsere zuschauende Originalaufstellerin war völlig von den Socken. Darauf wäre sie nie gekommen, aber jetzt, wo sie es sehe, könne sie sich nur wundern, dass sie es nicht von alleine gemerkt hätte. Denn genauso wie in der Aufstellung würden die Dinge auch in ihrem Leben sich immer und immer wieder abspielen. Es wäre kaum zu glauben. Auch die ursprünglich aufgestellte Angst, die sich dann als ihre Mutter entpuppt hatte, hätte sich benommen wie eine originalgetreue Kopie ihrer Mutter, sie könne sich nur wundern, woher die das alles gewusst hatte.

Man kann sich in der Tat nur immer wieder wundern. Mir zeigen systemische Aufstellungen immer wieder, wie stark der Draht von jedem Einzelnen von uns zum Universum ist und wie sehr wir die Leitung nur immer wieder selbst verstopfen.

Ein ganz klassischer Fall dazu war unsere letzte Aufstellung: Eine Dame war zu Beginn des Tages in einer anderen Aufstellung selbst als Universum aufgestellt worden und sie war ein glorioses Universum. Sie strahlte eine Kraft, Wärme, Liebe, Weisheit und Energie aus, dass alle gerührt waren. Kaum jedoch kam es zu ihrer eigenen Aufstellung, schottete sie ihren offensichtlich ja längst vorhandenen Zugang zum Universum ab, fühlte sich klein und unfähig und war lange Zeit weder in der Lage, mit dem Universum, noch mit ihrer Seele oder mit ihrem Seelenlicht Kontakt aufzunehmen. Sie schlich angstvoll in weiter Ferne an allen dreien vorbei und wagte sich nicht näher. Dabei musste sowohl sie weinen als auch ihre Stellvertreterin.
Diese Aufstellung dauerte sehr lange und zwei Teilnehmer verließen das Seminar an dieser Stelle, weil es ihnen zu langatmig wurde.
Der Rest saß dafür wie hypnotisiert vor dieser Aufstellung. Denn auch sie war ein lebendiger Ausdruck für etwas, das in vermutlich Millionen von Menschen immer wieder vor sich geht: Da fürchten wir uns doch allen Ernstes vor unserer eigenen Quelle, Kraft und unserem tiefsten, innigsten Freund, unserer eigenen Seele. Kein Wunder, wenn da manche größere Bestellung einfach nicht klappen will, wenn wir vor dem Universum sogar davonrennen, statt im vertrauensvollen Austausch mit ihm unserer Intuition zu lauschen, die uns die Botschaften übermittelt.
Ganz frappierend: Das Universum in dieser Aufstellung (übrigens eine Person, die in einer anderen Aufstellung passend zur dieser Rolle unfasslich schüchtern und zurückhaltend gewesen war) war übrigens auch sehr kraftvoll und es war sehr forsch. Es rief immer wieder laut und fast eindringlich: „Ich bin da, ich bin erreichbar, ich bin immer da und überall für jeden von euch ansprechbar. Fragt mich, fragt mich doch endlich …“
Der Witz des Tages: Alle nickten andächtig, aber nach wie vor KEINER wandte sich wirklich ans Universum und keiner fragte es. Unser Universum tobte und rauschte von einer Ecke in die andere und wollte endlich wahrgenommen und gefragt werden, aber alle bleiben bei ihrer tragischen Miene und bewegten sich keinen Millimeter.
Erst ganz zum Schluss fanden erste Annäherungen der Bestellerin an ihre Seele statt.

Soweit einige Auszüge aus den Geschehnissen. Alles kann man natürlich hier nicht auflisten und ich habe auch schon einiges gekürzt, weil es aus lauter Begeisterung einfach viel zu lang wurde. Eine weitere Bestellerin muss ich aber doch noch kurz erwähnen: Sie hatte Angst davor, dass ihre Vision wahr werden könnte, weil sie meinte, die Vision könnte nicht ihrer Bestimmung entsprechen !
Solche Befürchtungen kommen öfter auch aus alten religiösen Prägungen: Was Spaß macht, kann nur Sünde und auf jeden Fall nicht die göttliche Bestimmung sein. Dabei ist meist das Gegenteil wahr: Unsere Bestimmung erkennen wir am Wohlfühlgefühl. So kam denn auch in der Aufstellung raus, dass die betreffende Bestellerin über die Verwirklichung ihrer Vision am Schnellsten zur ihrer Bestimmung finden könnte, aber die Vision sollte zuerst drankommen. :))))

Holger und ich fanden den ganzen Tag unglaublich spannend und auch das Feedback war – außer den zweien, denen manche Aufstellungen zu langsam gingen und denen langweilig war – überwältigend positiv. Jeder, der uns Feedback gab, egal, ob er selbst aufgestellt hatte, aufgestellt worden war oder nicht, hatte offenbar viel für sich selbst mitgenommen und sich in vielen der Beispiele selbst wiedergefunden.

Besonders spannend für uns immer wieder, zu beobachten, welche Wandlungen die Menschen durchmachen, je nachdem, für was sie aufgestellt werden: Jeder, der für das Universum aufgestellt wurde, erstrahlte in dieser Rolle in Kraft, Schönheit, Weisheit und Liebe. Dem Universum ging es immer gut, es urteilte nie und es wollte immer nur geben. (Zumindest an diesem Probetag war es so :)), wir wollen nicht vorzeitig verallgemeinern.) Die Probleme waren immer selbstgestrickt von den Menschen und sie konnten umso schneller gelöst werden, je mehr die Menschen sich dem Universum, ihrem inneren Licht und ihrer persönlichen Wahrheit wieder zuwandten und entdeckten, wer und wie sie wirklich waren und indem sie sich so annahmen, wie sie wirklich waren und sind.

Eins steht fest: Wir stellen weiter auf. Holger hat bei sich im Haus mit seiner Familie selbst einen Seminarraum und wird dort auch die Universumsaufstellungen ins Programm mit aufnehmen (er wohnt in Kelkheim zwischen Wiesbaden und Frankfurt) und er wird auch alle paar Monate (siehe Terminliste) nach Türkenfeld bei München kommen (40 km westlich von München) und dort mit mir gemeinsam weiter aufstellen.
Im Moment basteln wir noch an einer Idee, wie wir alle mal als Universum, alle mal als Bestellung und alle mal als Lieferboten aufstellen können – oder so ähnlich. Wir werden jedenfalls in Zukunft die Teilnehmerzahl auf zirka 30 begrenzen (diesmal waren es 52 mit zusätzlichen 20 auf der Warteliste), damit die Chance größer ist, selbst mal als ein Element der Aufstellung aufgestellt zu werden.
Wer seine unausgelieferte Bestellung als Betroffener aufstellen darf (mindestens 5 Personen pro Tag) und vorgeführt bekommt, woran es eventuell in seinem System hängen könnte, wird erst am Seminartag per Losverfahren entschieden.

Trotz aller Begeisterung bitte ich immer zu bedenken, dass auch systemische Aufstellung ein Hilfsmittel sind, die der Wahrheit oft sehr nahe kommen, aber dennoch keine absolute und alles einschließende hundertprozentige, für alle Zeiten geltende Wahrheit enthüllen. Die Eigenverantwortung und das selber Hinspüren, was davon stimmt, wie viel für mich richtig ist, bleiben immer beim Betroffenen. Aber auch die Freude der Entdeckung der eigenen inneren Schönheit und des vollkommenen Potentials, wenn man seine wahren Kräfte entdeckt, bleiben genauso beim Betroffenen :))) !!!