Interview zum Buch „die Wunderkraft des Segnens“ für das Online-Magazin Lebe-Liebe-Lache
(Die Fragen an Manfred Mohr stellte Annette Böhm)
Wie hast du das Segnen für dich entdeckt?
Da stellst du mir die schwierigste Frage zuerst. Denn das Segnen begleitet mich seit nunmehr 17 Jahren, als ich als Teilnehmer in einem Seminar die Aufgabe bekommen habe, einfach spazieren zu gehen und zu segnen. Ich tat es damals einfach, weil es eben die Aufgabe an diesem Tag für mich wurde. So wie ich früher in ähnlicher Weise schon andere Aufgaben ausgeführt hatte. Nach dieser ersten Kontaktaufnahme zum Segnen tat ich es immer wieder, wenn mir der Sinn danach stand. So wie ich es auch heute noch tue.
Warum diese Frage aber so schwer zu beantworten ist, liegt daran, dass ich selbst nicht mehr sagen kann, wann und wie ich wirklich das Segnen als das entdecken durfte, was es heute für mich geworden ist. Es war ja schon viele Jahre Teil von meinem Weg, wie es vielleicht auch Teil von jedem Weg eines jedes Menschen sein möchte, ja sein sollte. Bis sich mir seine Bedeutung aber wirklich erschlossen hat, brauchte es viele kleine Impulse, die mich erst langsam diesem Ziel näher bringen konnten. Meine Veröffentlichungen der letzten Jahre erzählen davon. Solche Anregungen haben sich dann zuerst in Buchtitel wie Selbstliebe, Dankbarkeit und Vergebung geäußert. Heute kam dann erst das Segnen dazu.
Vielleicht ist die beste Antwort auf diese Frage, den Moment zu nennen, als meine nette Redakteurin vom Nymphenburger Verlag das Leuchten in meinen Augen sah, als ich über das Segnen sprach. Wir waren auf der Suche nach einem neuen Thema für ein Buch, und damit hatten wir ein sehr wunderbares gefunden. Kaum ein Buch ist mir danach so leicht und einfach von der Feder geflossen. „Wenn der Geist bereit ist, sind die Dinge bereit“, sagt Shakespeare. Mein Geist hat offenbar eine Weile gebraucht, um bereit zu werden, das Segnen als das zu entdecken, was es ist.
Wie kann das Segnen auf uns und unsere Umwelt wirken?
Zuerst einmal möchte ich allgemein dazu anmerken, dass wir unabhängig vom bewussten Segnen immer eine Wirkung auf unsere Umwelt haben. Es ist für mich etwas völlig anderes, ob ich mit spielenden Kindern oder einem grantelnden Nörgler zusammen in einem Raum bin. Für jeden, der nun denken mag, sein Einfluss auf seine Umwelt sei doch sicher nur gering, dem möchte ich den Ausspruch des Dalai Lama entgegen halten: „Falls du denkst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche einmal einzuschlafen, wenn ein Mosquito im Raum ist.“
Es ist meiner Erfahrung nach recht schwierig, die Wirkung des Segnens zu spüren, wenn man es einfach nur tut. Die Kraft, die hier zum Einsatz kommt, ist im weitesten Sinne die Liebe, und diese ist meistens zu fein, um sie einfach so wahrzunehmen. Darum habe ich ein praktisches Experiment vorgeschlagen, das jeder zu Hause an seinem Küchentisch ausprobieren kann. Über den Zeitraum einer Woche kann damit jeder, der es probieren möchte, sich selbst von der Wirkung des Segnens überzeugen.
Der „Versuchsaufbau“ geht auf Masuro Emoto zurück, der Wasserkristalle gezüchtet hat, die aus unterschiedlichen Proben von Wasser gezogen wurden. Diese Proben wurden mit Beschriftungen wie „Liebe und Dankbarkeit“ oder „Hass“ versehen. Kristalle zeigen nun gemäß der Arbeiten von Emoto deutliche Unterschiede in ihrer Kristallform, je nachdem, wie sie beschriftet wurden. Geliebtes Wasser zeigt wunderschöne Formen im Kristall, gehasstes Wasser dagegen fast keine Struktur mehr.
Ähnlich kann man nach Emoto auch zu Hause mit gekochtem Reis verfahren. Und das ist in etwas abgewandelter Form auch mein Vorschlag für jeden Leser, das Segnen einfach mal zu versuchen.
Man kocht zwei Handvoll Reis ganz normal gar, und füllt sie dann in zwei Marmeladengläser mit durchlöchertem Deckel, damit Luft daran kommt. Ein Glas bekommt die Aufschrift „Liebe“, das andere „Hass“. Beide Gläser werden auf der Anrichte in der Küche platziert, und immer, wenn ich dort werkele, segne ich das eine Glas genauso: mit Liebe, oder eben mit Hass. Nach einer Woche wird der geliebte Reis trocknen, aber essbar bleiben. Der gehasste Reis dagegen wird schimmeln und stinkt.
Und jetzt mal ganz praktisch gedacht: Wie geht das mit dem Segnen?
Das ist vielleicht die erstaunlichste Antwort, die ich geben kann. Man muss nichts lernen, man kann es einfach. Jeder kann es. Der einzige Grund, warum wir es nicht tun, ist wohl der Glaube, dass wir es nicht können. Dass wir erst erleuchtet oder dazu berufen sein müssten, bevor es uns erlaubt ist. Oder genauer gesagt: Bevor wir es uns selbst erlauben.
In seiner einfachsten Form gelingt das Segnen bereits, so wie oben beim Reis beschrieben. Ich gebe innerlich meinem Bewusstsein die Regieanweisung: „Ich segne diesen Reis mit meiner Liebe.“ Mehr braucht es nicht. Wer es intensiver praktizieren möchte, kann begleitend aus dem Herzen Liebe senden, und sich dabei mit seiner Liebe verbinden. Im Buch schlage ich verschiedene Formen des Segnens vor. Wirklich lernen muss man es nicht. So wie früher oder zum Teil auch heute noch die Hausfrau ihr Brot selbst im eigenen Ofen gebacken hat, und anschießend das Kreuz als Segen über den frischen Laib schlägt.
Was hat es mit dem lila-farbenen Armbändchen auf sich, das dem Buch beiliegt?
Es dient als Erinnerung, das Segnen immer wieder zu praktizieren. Man trägt es an einem Armgelenk, und nimmt sich vor, immer, wenn man mit Worten gegen etwas rebelliert und schimpft, stattdessen zu segnen. Mache ich also gerade die Steuererklärung, könnte mir passieren, lauthals zu schimpfen: „Ich hasse es, diese doofen Formulare ausfüllen zu müssen.“ In der Quintessenz gebe ich aber dabei Bewusstsein und Energie in genau das: die doofen Formulare. Ich „bespreche“ sie sozusagen in solch schlechter Weise. Und damit zementiere ich den Zustand der Steuererklärung, die ich doch eigentlich anders haben möchte. Stattdessen frage ich mich doch lieber, anstatt zu schimpfen, was ich den wirklich möchte: eine Steuererklärung, die Freude macht beim Ausfüllen. Sowohl beim Beamten, der sie bearbeitet, wie auch beim einreichenden Steuerpflichtigen. Und das segne ich dann: „Mögen alle Formulare so einfach auszufüllen sein, dass es selbst einem 10jährigen Kind gelingt. Möge sich die Steuererklärung immer mehr vereinfachen. Möge die Steuer in Zukunft auf nur einer Seite erfasst werden können. Möge die Erklärung in einer Minute vollständig auszufüllen sein. Mögen alle Menschen eine maximale Steuerrückerstattung erhalten, die ihnen zusteht.“ Und so weiter. Was würdest du in diesem Zusammenhang segnen, lieber Leser?
Beim Bändchen nehme ich mir vor, drei Wochen nicht in Worten zu schimpfen und zu klagen, und stattdessen zu segnen. Wenn ich es einmal vergesse und trotzdem schimpfe, wechsle ich das Band auf den anderen Arm. Im Durchschnitt dauert es vier Monate, bis die drei Wochen am Stück geschafft sind. Dann wird dieses antrainierte Verhalten aber zur Gewohnheit. Man tut es dann, ohne noch groß darüber nachdenken zu müssen. Es wird ein Automatismus.
Was braucht es, damit Segen durch mich hindurchfließen kann?
Jeder kann es. Es braucht nichts dazu. Höchstens: Glaube, Vertrauen und Zuversicht. Man muss es einfach nur tun. Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es.
In deinem Buch sagst du: „Jede Beziehung ist ein Segen.“ Wie dürfen wir das verstehen?
Weil auch eine schlechte und schwierige Beziehung einen Sinn hat. So wie eben beim Segens-Armbändchen schon beschrieben, nützt es nichts, mit dieser schlechten Beziehung zu hadern. Meine Ablehnung verändert nicht nur nichts, nein, sie belässt alles beim alten. Und macht es nur noch schlimmer. Und gibt mir somit neuen Grund, aufs Neue darauf zu schimpfen.
Denke ich den Ansatz, der dem Armbändchen zu Grunde liegt, konsequent weiter, dann läge es doch an mir, diese Beziehung zu verbessern. Indem ich segne, was ich als mangelhaft an ihr empfinde. Ich könnte sogar sagen: Das, was dieser Beziehung meiner Meinung nach fehlt, ist das, was ich zu segnen hätte. Es fehlt, einfach und allein, weil ich es nicht segne. Im Buch bringe ich diese Sichtweise auf den Nenner: Das, was fehlt, ist das, was ich zu geben habe. Durch das Segnen.
Das ist jetzt ein kleiner Crashkurs durch das Buch, ich hoffe, es kommt ein wenig an, was ich meine. Jede Beziehung ist im Ursprung eine Beziehung zu mir selbst. Der Ansatz dazu kommt übrigens aus dem hawaiianischen Hooponopono, wo ich sage: Ein äußeres Problem (etwa mit einem anderen Menschen) ist ursächlich ein inneres Problem von mir selbst. Wenn etwas in der Beziehung mangelhaft ist oder fehlt, dann liegt das auch an mir. Das, was fehlt, ist der Segen, den ich dieser Beziehung schenken könnte. Ihr mangelhafter Zustand hat mit dem Mangel an Segen zu tun.
Kann ein Segen eigentlich auch in Zeiten von Wut, Trauer und Ärger unterstützen?
Jetzt haben wir schon viel zum Segnen gesagt, und ich nehme jetzt einfach mal das Beispiel Ärger: Warum ärgere ich mich? Oder besser gleich: Was fehlt mir gerade? Was würde es brauchen, damit ich nicht mehr ärgerlich bin?
Ärgere ich mich, weil mein Chef mal wieder ungerecht zu mir war, dann fehlt mir Zuspruch, Lob, oder einfach ein Verhalten des Chefs, das meiner Arbeitsleistung förderlich wäre. Ich kann also segnen: „Mögen alle Mitarbeiter das ihnen zustehende Lob bekommen. Mögen alle Mitarbeiter Zuspruch durch ihre Chefs erhalten. Mögen alle Mitarbeiter das bestmögliche, ihrer Arbeitsleistung zu Gute kommende Verhalten ihrer Chefs erfahren.“ Oder ganz einfach: „Ich segne alle Menschen, die mich ärgern, mit meinem Segen. Ich segne alle Nervensägen.“ Der Segen wird dann schon wissen, wo er hinfließen soll.
Wir können wir unsere alten Muster und Glaubenssätze überwinden, die sich doch über viele Jahre in uns manifestiert haben?
Ähnlich wie mit dem Thema Wut kann ich auch mit Glaubenssätzen umgehen. Oft lässt sich die Haltung uns selbst gegenüber auf den schlichten Nenner verkürzen: „Ich bin nicht gut genug. Ich bin schlecht.“ Wie könnte in Abwandlung des Segnens bei Wut und Ärger ein passender Segensspruch lauten? Probiere es ruhig hier gleich einmal selbst!
Ein paar Vorschläge von meiner Seite: „Mögen alle Menschen eine positive Grundeinstellung sich selbst gegenüber gewinnen. Ich segne allen Menschen den Glauben an sich selbst. Ich segne allen Menschen den Selbstwert. Ich segne allen Menschen die Selbstliebe. Ich segne, mögen alle Menschen sich als gut und richtig empfinden.“
Welche Segenssprüche gefallen dir persönlich besonders gut?
In der Kürze liegt die Würze. Mein Favorit ist einfach nur der Satz: „Ich segne“. Ich stelle mir dazu begleitend vor, wie sich aus meinem Herzen die Liebe ausbreitet, so wie ein Lichtstrahl, so wie eine warme Decke, über die ganze Welt. Ich lasse den Segen dabei frei, dort zu wirken und Gutes zu tun, wo er es möchte. Im Grunde bestelle ich mir dabei, was ich mir im Herzen wünsche. Ich folge dem Wunsch meines Herzens, so wie die Buddhisten es im Bodhisattva- Gelübte tun: Mögen alle Menschen glücklich sein.