Für die Zeitschrift gesund und glücklich: Weiterleben ohne dich
Im Moment durchleben wir eine sehr interessante Zeit. Im letzten Jahr endete der Maya-Kalender, und wie zu erwarten war, ist die Welt nicht untergegangen. Aber ihre Energie hat sich grundlegend verändert. Nun schwingt die Erde seit ein paar Monaten ganz neu, und wir alle spüren dies am eigenen Körper.
Eine der Auswirkungen ist die bei vielen vorherrschende Müdigkeit. Es ist fast so, als würde jede Zelle unseres Körpers alle Kraft benötigen, um auf die neue Ebene der Welt hinauf zu klettern. Außerdem wird es uns zukünftig immer weniger möglich sein, durch Ablehnung von Menschen oder Umständen Energie zu erzeugen. Früher konnten wir uns aneinander sinnbildlich „reiben“, was eine Art „Wärme“ ergab. Unser innerer Kampf gegen etwas, unsere damit verbundene „Hitzigkeit“, wird uns immer weniger zur Verfügung stehen. Denn nun, es geht vor allem um Annahme. Annahme ist der vielleicht wichtigste Aspekt von Liebe.
Wichtiges und untrügliches Zeichen für diese Entwicklung, dass wir als Menschen immer mehr und besser in die Liebe finden, zeigt sich am steigenden Interesse am hawaiianischen Hooponopono. Für mich ist diese Vergebungstechnik eine praktische Anwendung von Liebe. Wenn ich zu meinem „Feind“ immer häufiger zu sagen vermag: „Es tut mir leid. Bitte verzeihe mir. Ich liebe dich. Danke.“, dann übe ich mich darin, ihn anzunehmen, wie er ist. Und da dieser andere nur ein Spiegel für mich ist, von meinen eigenen Schattenseiten, dann nehme ich mich wunderbarerweise auch selbst an, je mehr ich den anderen schätzen und lieben lerne. Wenn ich mich selbst lieben lernen möchte, und mir Selbstliebe schenken will, dann ist Hooponopono ein wunderbarer Weg dazu.
Ein weiterer Aspekt unserer gesteigerten Fähigkeit zur Annahme ist für mich die steigende Nachfrage nach Büchern, die sich mit Verlust und dem Umgang mit dem Tod beschäftigen. Unsere eigene Sterblichkeit wird gern von uns verdrängt. Und das, obwohl offensichtlich jeder von uns früher oder später selbst davon betroffen sein wird. Unseren Großeltern, unserem Eltern, Freunden, unseren engsten Beziehungspartnern und auch uns selbst steht dieser Weg bevor. Nun, so scheint es mir, versuchen viele von uns diesen Umstand in unser Leben zu integrieren. Viele Menschen beschäftigen sich damit, dieser Tatsache ins Auge zu sehen. Ich bin einer davon.
Nach dem Verlust meiner Frau Bärbel vor drei Jahren habe auch ich notgedrungen erlebt, was der Tod eines nahe stehenden Menschen bedeutet. Dabei bin ich durch viele Phasen der Trauer gegangen, die in dieser oder ähnlicher Weise sicher von jedem Betroffenen zu durchwandern sind. Zuerst kam eine Art Schockstarre, in der ich kaum zu produktiven Handlungen fähig war. Damals, jeder Schritt, er fiel schwer. In diesen ersten Monaten nach dem Ableben meiner Frau haderte ich mit dem Schicksal, wie es wohl natürlich ist. Und ich stellte lange Zeit die Frage nach dem „Warum?“ Natürlich, ohne wirklich eine Antwort zu finden.
Danach begann bei mir langsam eine Zeit der Aussöhnung und der Annahme des Geschehenen. Ich setze einfach langsam einen Fuß vor den anderen und ging in meinem Leben weiter voran. Ich trug diese Frage in meinem Herzen, und ohne es zu merken, etwas geschah. So wie Rilke einmal sagte, man solle die Fragen an sich lieben, so wie verschlossene Türen, so wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Dann, eines Tages, man würde in die Antwort hineinwachsen. Besser kann auch ich nicht beschreiben, wie das in mir von statten ging. Ich habe vielleicht einfach damit aufgehört, Fragen zu stellen.
Annehmen passiert im Herzen. Sicherlich kann ich mir über so manches den Kopf zerbrechen, monatelang, jahrelang. Nur, die Dinge, die das Leben und die den Tod betreffen, sie sind fernab von unserem Verstand. Sie sind etwas Höherem geweiht, und wenn wir konfrontiert werden mit dem Schicksal und dem Schmerz der Trennung, dann schwingt dies auch immer mit. Du kannst es Schöpfung, Einheit oder Vollkommenheit nennen. Bärbel nannte es das Universum.
Solche Momente möchten durchlebt, gefühlt, empfunden werden. Sie haben ihren Platz im Herzen. Erst dann, wenn ich todmüde von meinen Ausflügen in den Verstand und seiner verzweifelten Suche nach Hause komme, in mein Herz, dann finde ich dort endlich Ruhe. Es ist mein Herz, das die heilige Gabe und die besondere Fähigkeit hat, anzunehmen, was ist. Und zu lieben. Mein Verstand kann verstehen und beurteilen, zu lieben ist ihm aber nicht vergönnt. Irgendwann, wenn der Verstand genug um sich selbst gekreist ist, komme ich bei mir an. Und dann hatte endlich das Herz den Raum, in dem Versöhnung mit dem Geschehen stattfinden kann.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange dieser Prozess der Trauer dauern würde. Heute kann ich sagen, es waren drei Jahre. Das Leben ist ein Geschenk. Kaum jemand hat es so freudig und so begeistert durchlebt wie meine verstorbene Frau Bärbel. Ihre Freude war so unbändig, dass sie auf die Leser in jeder Zeile überschwappte. Es waren wunderbare Jahre mit ihr gemeinsam, lehrreich und voller kleiner und großer Abenteuer.
Merkwürdigerweise, es fiel mir immer leichter, darüber zu schreiben. Es ist fast so, als bräuchte ich diesen geschützten Raum, um mich dazu äußern zu können. Bald schon nach dem Tod von Bärbel schrieb ich ihre Biografie „die Kunst der Leichtigkeit“, um einerseits selbst diese Erfahrung des Verlustes zu verarbeiten. Es war trostreich für mich, dabei die Jahre ihrer Autorenschaft durchzugehen, gemeinsam fast mit ihr, als würde sie neben mir stehen, als schriebe sie manchmal durch mich noch selbst. Auf der anderen Seite folgte ich auch dem Drang, eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ zu geben, die von Seiten der Leserschaft an mich gerichtet wurde, auf dem Stand und der Sichtweise folgend, die ich damals hatte.
Vielleicht kenne ich aber die Antwort auch heute noch nicht. Denn, wie gesagt, ich habe damit aufgehört, zu fragen. Vielleicht ist das der ganze Trick. Vielleicht hört man aber auch einfach auf zu fragen, wenn die Antwort im Herzen gefunden wurde. Und das Geschehene als Abschnitt auf dem eigenen Weg angenommen ist.