Für das Engelmagazin September/Oktober
Wie im Himmel
Unvorsichtigerweise habe ich im Interview mit dem Engelmagazin ausgeplaudert, dass während der Trauung von Bärbel und mir auf den Hochzeitsphotos ein paar kleine Engel aufgetaucht sind. Nun wollen natürlich viele Leser Genaueres wissen. Na, da hab ich mir was Schönes eingebrockt. Einerseits möchte ich gern vielen Menschen die Möglichkeit eröffnen, diesen Zauberwald näher kennen zu lernen. Andererseits sind Engel und Feen nun mal sehr scheu. Allein schon die Vorstellung, dass Reisebusse diese geheimnisvolle Welt ansteuern könnten, macht mir doch ein wenig Sorge. Um es gelinde auszudrücken. Ich sah schon vor meinem geistigen Auge die ersten „Hotels zum Märchenwald“ in die Höhe schießen.
Was hab ich also gemacht? Ich hab ganz einfach die „Entdeckerin“ des Feenwaldes gefragt, was wir da machen können. Sie sah das ganz locker und meinte, es würden schon die richtigen Menschen von diesem Artikel angezogen werden. Außerdem scheint es auch ihr nun an der Zeit zu sein, ein wenig an die Öffentlichkeit zu gehen. Das große Interesse an Engeln hat auch sie berührt.
Die ganze Geschichte begann also mit unserem Wunsch, zu heiraten. Nun war aber Bärbel eine „normale“ Hochzeit nicht speziell genug, da musste schon etwas Besonderes daher kommen (Normal haben wir aber auch geheiratet, wenn auch später). Ich hatte schon davon gehört, dass einige Paare in den Schweizer Bergen geheiratet hatten, inmitten der Natur, mit einem schönen Baum als Pate des Zeremoniells. Also forschte ich genauer, wie das vonstatten ging.
Was uns schließlich überzeugte, war die Einbeziehung aller Religionen in dieses universelle Ritual. Für jede große Religion wird während der Trauung eine Kerze angezündet, und jede Religion wird auch mit einem ihrer typischen Lieder wertgeschätzt und besungen. Ansonsten läuft alles ähnlich ab, wie wir es von normalen Hochzeiten kennen. Es werden Gebete gesprochen, es werden Ringe getauscht. Und küssen durfte ich die Braut nachher auch.
Im Juni 2006 war es dann soweit. Wir hatten die Erlaubnis, unsere Hochzeit am Ende eines Retreats abzuhalten, an dem ich sowieso schon als einer von 20 Teilnehmern vor Ort in den Bergen war. Bärbel kam mit den Trauzeugen dann für den letzten halben Tag dazu. Während wir mit den Trauzeugen lecker essen waren (auch das gehörte erfreulicherweise dazu!), übte die restliche Gruppe die zu singenden Lieder. Es waren zum Glück wie immer ein paar sehr erfahrene Sänger und Sängerinnen darunter. Singen gehört bei dieser Art von Retreat fundamental dazu.
Wie der Zufall es wollte, hatte einer seinen Dudelsack dabei. Als wir vor der Berghütte ausstiegen, überraschte uns die Gruppe mit einem schottischen Hochzeitstanz, bei dem wir Brautleute durch ein Spalier von lachenden und tanzenden Paaren stolzieren durften. Gemeinsam gingen wir dann zum Baum, der seit damals von allen Beteiligten nur noch als „Hochzeitsbaum“ bezeichnet ist. Es ist ein besonders wuchtiger Baum, wie es sich für solch einen Anlass gehört. Ein kleiner Teil des Zaubers dieses Nachmittags sind zwei kleine Lärchen, die damals gerade genau am Platz unserer Hochzeit gewachsen waren. Es sind unsere Trauzeugen geworden. Heute sind sie 5 Meter hoch und halten Händchen. Und hinter ihnen wachsen seit einem Jahr wieder zwei kleine Sprösslinge, die ihre Kinder zu sein scheinen.
Bärbel und ich setzten uns, weis gewandet, auf den Platz mit den beiden kleinen Lärchen, und die Zeremonie begann. Es wurden die Lieder gesungen, die Gebete gesprochen und die Ringe getauscht. Hinter unserem Rücken hatte sich eine Wolke geschlichen und begann sich zu verwandeln: Nach kurzer Zeit entstand ein symetrisches Herz am Himmel. Natürlich wollten alle dieses himmlische Zeichen festhalten, und begannen es zu photografieren. Allein schon die Präsenz dieser Wolke machte diese Hochzeit für alle Mitwirkenden unvergesslich und alle meinten, so wollten sie gern auch heiraten. (Und das sagten vor allem diejenigen, die von Hochzeiten eigentlich gar nichts hielten).
Kurze Zeit später gingen dann die Photos der Trauung über Mail herum. Und wie groß war unsere Überraschung, als sich plötzlich auf einigen Photos ein leibhaftiger Engel betrachten ließ. So wie man ihn sich vorstellt, mit Flügeln, goldig strahlend, ein Lichtwesen, wie es im Buche steht. Auf einem Photo ganz unverkennbar klassisch, auf einigen anderen sehr klein und leicht verschwommen. Alle Beteiligten, wie auch Bärbel und ich, sind sehr berührt davon, bei diesem Moment dabei gewesen zu sein. Es ist ein echtes Geschenk für uns alle geworden.
Natürlich fragt man sich dann, warum ist dieses Lichtwesen gerade bei diesem Anlass auf dem Photo erschienen ist. Zum einen muss man wissen, wirkt auf Feen und Elfen schon der normale Gedanke eines Menschen wie schriller Lärm. Sie fühlen sich besonders angezogen von Menschen, die in der Liebe sind, und wo der Verstand schweigt. Nicht von ungefähr sind mir darum dort oben in den Retreats der letzten Jahre die Grundlagen geschenkt worden für das Buch „ die 5 Tore zum Herzen“, in dem es um Übungen geht, in die Liebe zu kommen. Im Herzen zu sein fühlt sich so ähnlich an wie im Himmel, und genau das hat diese Wesen wohl so magisch angezogen.
Dazu kommt natürlich die Abgeschiedenheit der Berge, dieser Platz liegt auf 1600 Metern, und so gut wie kein Wanderweg führt dort vorbei. Um den Zustand der „Strasse“ zu beschreiben, die dort hinauf führt, pflege ich neu Anreisenden immer den hoffnungspendenden Satz mitzugeben: „Wenn du denkst, hier kann es unmöglich weitergehen, dann bist du genau richtig!“ Reisebusse hätten da sowieso ihre Schwierigkeiten (aber es gibt ja auch Hubschrauber). Offensichtlich finden Feen das richtig Klasse.
Natürlich würde es mich freuen, dich, lieber Leser, dort oben auch mal im Retreat an zu treffen. Was wir da machen? Im letzten Retreat haben wir selbst uns eine (treffende und doch nicht ernst gemeinte) Antwort gegeben: „Wir machen dort oben Butschi-Butschi“. Was das bedeutet? Das ist ganz schwer zu sagen. Es ist ein bisschen ein Geheimnis. Frage dein Herz, ob es angesprochen ist.
Der Feenwald liegt in den Tessiner Bergen. Dort oben gibt es nur ein paar Häuser, eine Übernachtungshütte des Alpenvereins und im Sommer jede Menge Kühe. Murmeltiere, die pfeifen, viele Blumen, und eine ganze Menge verschrumpelter und knorriger Bäume. Und ein paar Wochen im Jahr bevölkern ein paar verwegene Menschen diese Region, um zu meditieren, zu wandern und Gemeinschaft zu pflegen. Manchmal sind auch ein paar Engel darunter. Kontakt: Waliha Cometti, www.waliha.ch, email: waliha@ticino.ch.
Manfred Mohr