Die Kunst der Leichtigkeit – Biografie über Bärbel erschienen
Die Kunst der Leichtigkeit
Als ich das Büchlein „Bestellungen beim Universum“ 1998 das erste Mal im Buchladen meines Vertrauens in die Hand nahm, dachte ich belustigt: „Witziger Titel. Die traut sich aber was!“ Innerhalb weniger Tage las ich es und war begeistert. Welch eine Freude beim Schreiben! Welch eine Offenheit, auch eigene Macken und Fehler anzusprechen. Um damit jedem Leser zu vermitteln: „Guck mal, das kannst du auch! Ich bin auch nicht vollkommen!“
Damals war Bärbel noch gar nicht groß bekannt. Aber dieses Buch hatte ein Feuer in mir entzündet. Ich las einige der dort empfohlenen Bücher, besuchte einige der Seminare, die von Bärbel beschrieben wurden. Dieses Buch machte mir Mut. Es war mit soviel Begeisterung geschrieben, es sprühte nur so vor Lebensfreude, dass es mich einfach anstecken musste.
Und ganz vielen anderen Menschen erging es wie mir. Bärbels Enthusiasmus für die gute Sache erreichte viele Herzen. „Bestellen“ wurde zu einem festen Begriff in unserem Sprachgebrauch. Esoterik wurde plötzlich salonfähig. Das Wünschen erreichte alle Altersgruppen.
Andrea, eine Seminarteilnehmerin, erzählte mir später aus dieser Zeit, dass sie sich damals eine neue Stelle bestellt hatte. Prompt wurde sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Der Chef war sehr nett und rasch war klar, dass sie die Richtige für diesen Posten sei. Andrea war schon selig, wie rasch ihre Bestellung funktioniert hatte. Alles man sich schon einig war, ließ sich ihr neuer Chef durch die launige Stimmung verleiten, etwas persönlicher zu werden. Er verriet ihr heimlich: „Wissen sie was, ich habe sie bestellt! Ich wollte unbedingt eine Frau, die so gut wie sie auf diese Stelle passt, und mit der ich mich richtig gut verstehe!“
Bei mir entstand nach einer Weile auch der Wunsch, Bärbel mal persönlich kennen zu lernen. Ich bestellte mir also, bald an einem ihrer Lebensfreudeseminare teilzunehmen. Doch es kam dann ganz anders, als ich dachte. Das Universum ist unglaublich kreativ. Zwischenzeitlich traf ich sie nämlich unverhoffter Weise auf einem Seminar von Drunvalo Melchizedek, und bald darauf waren wir ein Paar. Und natürlich nahm ich dann auch an allen ihren Seminaren teil, wurde ihr Co-Trainer und biete nun selbst Seminare an. So kann das gehen mit dem Bestellen. Manchmal kriegt man viel mehr, als man sich vorstellen konnte.
Auch mit Bärbel zusammen zu kommen übertraf natürlich meine kühnsten Erwartungen. Ich war mir sicher, sie hätte ihren Märchenprinzen schon längst gefunden. Damals hatte sie sich aber gerade von ihrem langjährigen Partner getrennt, und beschlossen, erst einmal ein halbes Jahr „Zölibat“ einzulegen. Den nächsten möglichen Partner wollte sie sich diesmal vorher ganz genau anzusehen. Ein paar Wochen später ging sie mit Freunden zu diesem Workshop von Drunvalo. Sie erzählte allen von ihrem Zölibat und dass sie sich gerade üüüüberhaupt nicht für Männer interessiere.
Am nächsten Tag sprach einer ihrer Freunde, ein Holländer, sie an: „Bärbel, was ist mit deine Zölibat? Habe ich dich gesehen küsse mit diese Typ??!“ Tja, da war wohl eine Kleinigkeit dazwischengekommen und das Zölibat frühzeitig abgebrochen worden.
Jahre später sprachen wir mal über den Sinn und Zweck von Wunschlisten. Bärbel hatte ja schon im ersten Buch ihre Bedenken beschrieben. Erst hatte die „9-Punkte- Liste“ nicht funktioniert, dann die verbesserte „15-Punkte-Liste“ auch nicht, und so weiter. Gerade im Bereich Traumpartner funktioniert das Bestellen eben nur im Rahmen der eigenen Zweifel und Glaubenssätze. Man nimmt sich sozusagen immer selbst mit. Was ich mir nicht vorstellen kann, kann auch nicht geschehen. Der neue Partner wird immer meiner eigenen Energie entsprechen. Der Partner kann auch gar nicht anders, er „muss“ geradezu meinen eigenen Mustern und Verstrickungen genügen, und mit in die Ehe bringen. Ob er möchte oder nicht.
Nun hatte ich Bärbel aber mit einer Liste bestellt. Triumphierend kramte ich sie hervor, und zeigte sie ihr. Schnell wurde klar, warum meine Liste funktioniert hatte. Ich hatte dem Universum viel Spielraum gelassen, und weder Augenfarbe, Haare oder Körperbau festgelegt. Meine Liste war offener beschrieben, nach dem Motto: „Ich wünsche mir eine Frau, die zu mir passt, die mich richtig gern hat und die meine Interessen teilt. Sie soll lebendig sein und lebensfroh. Außerdem soll sie Kinder mögen.“ Und so weiter. Dass sie in Köln leben sollte, hatte ich darum auch nicht erwähnt. Zum Glück. Denn sonst wäre mir Bärbel aus München wohl kaum geliefert worden.
Über diese und andere Erlebnisse meiner gemeinsamen Zeit mit Bärbel habe ich nun ein Buch geschrieben, „die Kunst der Leichtigkeit“. Es ist eine Art Biografie über sie geworden. Leichtigkeit umschreibt Bärbel am besten. Selbst schwierigste Zusammenhänge konnte sie so einfach beschreiben, dass jeder es verstand. Ihr ganzes Wesen war voller Leichtigkeit und getragen von der niemals enden wollenden Begeisterung, die Welt zu entdecken und begreifen zu lernen.
Warum habe ich dieses Büchlein geschrieben? Zuerst einmal für mich. Es war für mich die einzig handhabbare Möglichkeit, unsere gemeinsame Zeit noch einmal Revue passieren zu lassen. Als wir uns kennenlernten, gab es gerade die ersten Bücher von ihr. Heute sind es mehr als 25. Diese schier unglaubliche Entwicklung hatte ich die Freude, miterleben zu dürfen.
Und ich habe dieses Buch natürlich auch für dich geschrieben. Wer war dieser Mensch Bärbel? Wie war sie als Partnerin? Was hat ihren Erfolg ausgemacht? Wie hat sich das Bestellen verändert über die Jahre? Warum ist sie von uns gegangen? Auf diese Fragen versuche ich in diesem Buch zu antworten.
Albert Schweizer sagt: „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir ungefragt weggehen und Abschied nehmen müssen“. Der gewaltige Zuspruch von Lesern nach Bärbels Dahinscheiden hat mich überwältigt. Ganz viele Menschen wurden, genau wie ich, durch Bärbels Bücher inspiriert, wachgerüttelt, auf den Weg gebracht. Sie hat der Welt sehr viel gegeben.
Mit Blick auf den Menschen Bärbel sollte man auch die Bestellungen betrachten. Für Bärbel waren sie ein Mittel zu mehr Glück und Freude im Leben. Dabei machte sie nie ein Hehl daraus, dass wir selbst der limitierende Faktor für ihren Erfolg sind. Wie eben bei meiner Bestellung von Bärbel beschrieben nehmen wir uns immer selbst mit. Der Erfolg meiner Bestellung hängt vor allem von mir ab: Von meinen persönlichen Grenzen und Zweifeln, wie auch meinen Prägungen und Glaubenssätzen. Irgendwo stoßen wir beim Wünschen an die Grenzen unseres Universums. Aber wir selbst haben es in der Hand, diese Grenzen auszuweiten. Und das beste Mittel dazu ist Selbstliebe „Liebe dich selbst, und das Universum liebt dich zurück.“ Diese Botschaft an uns ist für mich Bärbels Vermächtnis.
Am 29. Oktober jährt sich ihr Todestag. Sie hatte ein unglaublich erfülltes und reiches Leben. Und es war ihr beschieden, ihren Samen für Glück und Freude in die Herzen vieler Menschen legen zu dürfen. Mein Herz ist eines davon.
Manfred Mohr