Artikel für gesund & glücklich: Danke für die Lieferung
Danke für die Lieferung – wie das Universum uns immer aufs Neue beschenkt
Von Manfred Mohr
Sicher hat sich jeder von uns schon einmal etwas aus tiefsten Herzen beim Universum bestellt. Und bei sehr vielen würde dieser Wunsch dann auch erfüllt. Mittlerweile ist der Begriff „Bestellen“ sogar als fester Begriff in unseren Sprachschatz eingegangen, den jeder versteht.
Und doch, bei allen kleinen und großen Erfolgen beim Bestellen, es werden uns nun einmal nicht alle Wünsche erfüllt. Offenbar gibt es in diesem Prozess des Wünschens noch eine Besonderheit, die bisher bei uns noch zu wenig Beachtung gefunden hat. In meinem neuen Buch „Danke für die Lieferung“ stelle ich sie vor. Der Schlüssel zu meinem Universum besteht aus der Kunst, Annehmen zu können.
Im Grunde ist diese Tatsache beim ersten Hinschauen sehr einfach, ja sie erscheint geradezu belanglos: Um die Auslieferung eines Wunsches auch wirklich in Händen halten zu dürfen, muss ich mein himmlisches Paket auch annehmen wollen. Klingelt der Lieferbote an meiner Tür, und ich öffne ihm nicht, dann geht er immer wieder weg. Mein himmlisches Paket bekommt dann den Stempel: „Unzustellbar. Empfänger unbekannt.“ Ich möchte darum schlussfolgern:
Um einen Wunsch erhalten zu können, muss ich ihn auch annehmen.
Dummerweise, und jetzt näheren wir uns dem Problem an der ganzen Sache, weiß ich ja nicht, ob jetzt gerade in diesem Moment mein Wunsch geliefert werden soll. Oder vielleicht erst in einer Woche. Oder sogar erst in drei Monaten. Der Lieferbote klingelt, wann er will. Der Himmel liebt Überraschungen. Oft verkleidet sich der Lieferbote sogar gern, und es kommt durchaus vor, dass zum Beispiel mein blöder Kollege mit der Auslieferung meines Wunsches zu tun hätte- wenn ich ihm nicht bloß dauernd die Tür vor der Nase zuhauen würde!
Jetzt wird deutlich, oft liegt es allein an mir und meiner Einstellung dem Leben gegenüber, dass meine Bestellung mich nicht erreicht. Dort, wo ich ablehne, schließe ich die Tür, und der Lieferbote kommt umsonst.
Annahme und Akzeptanz dienen hier als Schlüssel. Ich sollte so viel wie möglich versuchen, offen zu bleiben, und annehmen zu lernen. Das Leben, wie auch den doofen Kollegen. Denn wer weiß schon, welches Geschenk gerade da versteckt auf mich wartet?
Betrachte ich es einmal unter diesem Blickwinkel, dann ist doch mein ganzes Leben so eine Lieferung. In jedem Moment wird mir etwas geschenkt. Jeder Tag umfasst 24 Stunden, und es liegt an mir allein, wie und in welcher Haltung ich meinen Tag verbringen möchte. Wenn ich beispielweise immer nur beleidigt bin und mich schmollend in die Ecke setze, weil mir das, was mein Leben mit liefert, nicht genug oder nicht gut genug ist, dann erreicht mich der Lieferbote bestimmt nicht. Gelingt es mir jedoch, offen und annehmend zu bleiben, entdecke ich vielleicht sogar ein unerkanntes Geschenk in einem scheinbaren Problem. „Pro“ bedeutet übersetzt nämlich „Für“. Wäre das Problem wirklich vom Universum gegen mich gerichtet gemeint gewesen, dann müsste ich treffender „Contra“-blem dazu sagen. Das tue ich aber nicht, denn offenbar weiß ein unbewusster Teil in mir auch in Zeiten von Krisen, dass mein Universum es durchweg gut mit mir meint.
Einer der Menschen, die ganz besonders fähig waren, Annahme und Akzeptanz zu leben, war Nelson Mandela. Er ist in die Geschichtsbücher eingegangen, da er eine ganze Nation versöhnen konnte, die durch die Apartheit heillos miteinander zerstritten war. Auch wenn diese Entwicklung sicher noch lange nicht abgeschlossen ist, so steht er doch als charismatische Persönlichkeit für diesen Prozess der Versöhnung.
Revolutionär war dabei besonders seine Sichtweise auch auf den politischen Feind. Naheliegend erscheint sein Wunsch, die schwarze Bevölkerung vom Joch der weißen Minderheit zu befreien. Mandela ging aber weiter und sagte, dass auch die Unterdrücker befreit werden müssten. Ihr Hass macht sie selbst zu Gefangenen.
Vielleicht ist diese Erkenntnis auch dem Lebensweg Mandelas geschuldet, der 27 Jahre in Haft verbrachte. Am natürlichsten würde es uns wohl erscheinen, wäre er darum in Hass und Ablehnung gegenüber seinen Unterdrückern verblieben. Er jedoch stellte sich seinem Problem, und wuchs dabei über sich selbst hinaus. Eines seiner Zitate lautet:
„Schwierigkeiten brechen manche Männer- und machen andere erst zu Männern.“
Der bewundernswerte Umgang mit seiner Inhaftierung machte ihn erst zu dem großartigen politischen Führer. Es zeigt, in der Praxis von Annahme und Vergebung steckt eine große Kraft. Mahatma Gandhi sagte es mit den Worten:
„Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken. Der Schwache kann nicht verzeihen.“
So steht es uns frei, unsere tagtäglichen Probleme und Herausforderungen mit neuen Augen zu sehen. Um uns in Vergebung zu üben, und das verstecke Geschenk hinter einem gelieferten Problem zu entdecken, gibt es heute die wunderbare Technik des Hooponopono. Dieses hawaiianische Vergebungsritual bedeutet übersetzt: „Etwas tun, um innerlich in Frieden zu gelangen.“
Mandela wurde innerlich frei, da er sich entschlossen hatte, seinem größten Feind zu verzeihen. Auch er tat etwas, um „innerlich in Frieden zu gelangen“, und dies gelang ihm in einem solchen Ausmaß, dass er gleich ganz Südafrika damit infizierte. Sein innerlich erlangter Friede hatte eine solche Kraft, dass er auch auf die äußere Welt einwirken konnte. Wir alle kennen den Ausspruch der Mystiker unseres Mittelalters:
„Wie außen, so innen. Und wie innen, so außen.“
Das Beispiel Mandelas macht dieses Prinzip deutlich. Unsere inneren Umstände, die sich durch unsere Einstellung, innere Haltung und unsere Gefühle und Gedanken zeigen, spiegeln sich auch in unserer äußeren Welt wieder. Ein Mensch, dem es gelingt, wie Mandela innerlich frei zu werden, wird auch äußerlich frei werden.
Auf unsere Bestellungen bezogen bedeutet dies, dass auch die Grenze der Wunscherfüllung in uns selbst schlummert. Wo ich nicht offen bin, da ich Grenzen setze durch mangelnde Akzeptanz und Ablehnung, ist der Himmel auch nicht offen für mich. Jede Tür, die ich durch Ablehnung verschließe, versperre ich vor mir selbst. Kultiviere ich aber in mir die Kunst der Annahme, dann öffne ich mich auch scheinbaren Problemen gegenüber, und der Lieferbote erreicht mich oft und öfter. Wenn ich annehmen lerne, nehme ich irgendwann auch das Leben so an, wie es ist. Und plötzlich fühle ich mich dann immer häufiger reich und beschenkt.